Die Spatenprobe - Bodenbeurteilung im Feld

Eine gute Bodenprobe und Laboranalyse gibt uns wichtige Informationen für unsere Arbeit auf dem Hof. Die Nährstoffgehalte beeinflussen unseren Düngungsplan, der pH-Wert bestimmt die Kalkung, der Humusgehalt bewertet unsere langjährige Arbeit.

Dennoch gibt es einige Eigenschaften des Bodens, welche wir nicht im Labor messen können. Daher lohnt es sich neben der Bodenanalyse in regelmässigen Abständen den Boden und seine Struktur mit dem Spaten im Feld zu untersuchen. Die Spatenprobe ist besonders gut geeignet, um beispielsweise die Befahrbarkeit eines Bodens oder die Auswirkungen von Bodenbearbeitungsmassnahmen zu beurteilen.

Auf dieser Seite haben wir für Sie die wichtigsten Informationen zur Durchführung der Spatenprobe zusammengefasst.


Benötigtes Material

  • Drainagespaten (45cm lang; dies ermöglicht einen Einblick unter die Bearbeitungsschicht)
  • Spaten und Schaufel zum Ausheben einer Bodengrube
  • Sackmesser

Von Vorteil, aber nicht zwingend:

  • Notizpapier
  • Kamera für Fotos
  • GPS-Gerät zur Dokumentation des Entnahmeorts

Vorgehen im Feld

 

Mit Spatenstichen wird die auszuhebende Grube vorgezeichnet, die von oben gesehen die Form eines vergrösserten Spatenblattes hat. Es wird ein Erdziegel von 45 Zentimeter Tiefe und 10 Zentimeter Dicke ausgestochen und herausgehoben. Am ausgestochenen Erdziegel wird die Bodenstruktur beurteilt.

Schon beim Graben erhält man erste Eindrücke über den Bodenzustand:

  • Welchen Widerstand spürt man beim Einstechen?
  • Wie zerfällt die ausgehobene Erde?
  • Wie viele Regenwürmer sind zu sehen?

In steinigen Böden ist das Einstechen des Spatens bis zur vollen Tiefe erschwert.


Bodenfeuchtigkeit

 

Anhand der Beurteilung der Bodenfeuchtigkeit kann entschieden werden, ob der Boden befahren oder bearbeitet werden sollte. Bei zu hoher Bodenfeuchtigkeit besteht Verdichtungsgefahr. Der Bearbeitungsaufwand steigt und die Arbeitsqualität nimmt ab.

Entnehmen Sie einige Erdbrocken aus verschiedenen Bodentiefen und zerdrücken Sie diese mit den Fingern. Vergleichen Sie Ihre Beobachtung mit den Bildern und ziehen Sie die Konsequenzen für eine schonende Bodenbewirtschaftung:

Boden hart und trocken

Beobachtung: Erdbrocken können nur mit Mühe auseinandergebrochen werden.

Konsequenz: Bearbeitung unterlassen. Der Boden wird durch das Bearbeitungsgerät mechanisch zertrümmert und dadurch stark geschädigt (hoher Energieaufwand).

Befahren: Ideal. Boden ist tragfähig.

Boden brüchig

Beobachtung: Erdbrocken zerbröseln beim Drücken zwischen den Fingern, bei sehr schweren, tonigen Böden sollten die Erdbrocken zwischen den Fingern zerrieben werden.

Konsequenz: Bearbeitung ideal. Der Boden zerbricht entlang der Trennflächen.

Befahren: Möglich. Der Boden ist aber verdichtungsgefährdet, wenn schwere Maschinen oder ungünstige Reifen verwendet werden.

Boden verformbar und feucht

Beobachtung: Die Erde ist knetbar bis breiig.

Konsequenz: Bearbeitung unterlassen. Der Boden wird verformt und verknetet.

Befahren: Unterlassen. Der Boden wird verdichtet.


Bodenfarbe

Die Farbe lässt Rückschlüsse auf den Luft- und Wasserhaushalt und den Humusgehalt zu.

 

Blaugraue Farbtöne werden durch Eisenverbindungen in dauernd vernässten Böden hervorgerufen. Die so gefärbten Bodenzonen hemmen das Wurzelwachstum.

 

Durchgehende, braune (seltener gelblich-rötliche) Farbtöne werden durch Eisenverbindungen in gut durchlüfteten Böden hervorgerufen.

 

Humus bringt graue bis schwarze Farbtöne in die Grundfarben des mineralischen Bodenmaterials.

Rostflecken und schwarzbraune Manganausscheidungen findet man in wechselnassen Böden.

 


Bodenoberfläche

An der Bodenoberfläche sind die Bodenteilchen besonders grossen Belastungen ausgesetzt (Wind, Wetter, Maschinen). Nur sehr stabile Bodenteilchen wie Regenwurmkot und Krümel können solchen intensiven Belastungen einigermassen widerstehen. Bei geringer Strukturstabilität zerfällt das Bodenteilchen während starken Niederschlägen in seine mineralischen Bestandteile (Sand, Schluff, Ton). Die Feinerde wird verfrachtet und die Steinchen freigespült. Es bildet sich eine Oberflächenkruste (Verschlämmung). Als Folge davon kann der Boden Wasser nur noch schlecht aufnehmen, das Erosionsrisiko steigt, die Wasserverfügbarkeit für die Kulturen nimmt ab (Trockenstress im Sommer!).


Regenwurmaktivität

 

Die Regenwurmaktivität lässt sich an der Menge der Kothaufen auf der Bodenoberfläche beurteilen. Auch bei der Entnahme des Erdziegels können wir sie anhand der Anzahl der Regenwurmröhren indirekt feststellen.

Die Regenwurmröhren bieten den Wurzeln somit den Unterboden und erleichtern das Durchwachsen verdichteter Bereiche. Durch die rasche Ableitung von Regenwasser in den Boden liefern die Regenwurmröhren auch einen Beitrag zur Verminderung des Erosionsrisikos.

Im Herbst und im Frühling kann man die Regenwurmaktivität gut anhand der nährstoffreichen Kothaufen an der Bodenoberfläche beobachten. Dank der Kothaufen mit ihrer erhöhten Stabilität wird die Bodenoberfläche bei Niederschlägen besser gegen Verschlämmungen geschützt. Die Anzahl der Kothaufen ist abhängig vom Standort, der Bewirtschaftung und dem Futterangebot (Mist, Ernterückstände, Gründüngungen und Zwischenfrüchte). Nicht auf allen Äckern findet man so viele und so grosse Kothaufen wie auf diesem Acker.


Abbau und Umwandlung von organischem Rohmaterial

Der Abbau von organischem Material wird anhand der Menge, der Verteilung und des Abbaugrades der Ernterückstände beurteilt.

 

Menge:

 

Im Allgemeinen sollten Ernterückstände vom Vorjahr bis zum Sommer des nachfolgenden Jahres abgebaut sein. Dabei werden Gründüngung und Wiesen-Umbruch schneller abgebaut als Mist, Getreidestroh oder gar Maisstoppeln.

 

Verteilung:

 

 

Probleme entstehen bei ungenügender oder ungleichmässiger Einarbeitung (Stroh- und Mistmatratzen). Für einen optimalen Ab- und Umbau der Rohorganik in Humus ist auf eine gute Durchmischung von Rohorganik und der Feinerde zu achten!

 

Abbaugrad:

 

Ist der Boden längere Zeit wassergesättigt und deshalb schlecht durchlüftet, verfault das organische Material wegen Sauerstoff-Mangel, statt zu verrotten (Bodengeruch!). Zusätzlich kann das Wurzel-Wachstum durch giftige Abbau-Produkte gehemmt werden. Ungleichmässige Verteilung, ungenügende Zerkleinerung und zu tiefes Einarbeiten können zu Verzögerungen des Abbaus führen. Dies führt zu einem höheren Pilzbefall bei der Folgekultur (vor allem bei Mais-Winterweizen-Abfolgen)!


Bodengeruch

Riechen Sie an einer frisch aufgebrochenen Erdprobe. Vom Geruch können Sie Rückschlüsse auf den Lufthaushalt und den Abbau des organischen Materials ziehen.

Ein angenehmer, erdiger Geruch ist ein Zeichen guter Durchlüftung: Abgestorbenes organisches Material verrottet, die Bodenstruktur ist günstig.

Ein übler, fauliger Geruch weist dagegen auf ungenügende Durchlüftung hin: Abgestorbenes organisches Material verfault. Dies ist ein Hinweis auf eine Bodenverdichtung.


Weitere Infos:

Bio-Aktuell Artikel zur Spatenprobe: pdf

Youtube-Videos des FiBL und der Bodenschutzfachstelle des Kanton Bern